Freiheit liegt zwischen Reiz und Reaktion

Manchmal geht einfach etwas schief. Ärgerlich schief. Ich bereitete eine ausführliche Mail vor, mit vielen Links zum Thema "Lebe attraktiv" für meine Kursteilnehmerinnen. Hatte alles fertig und wollte die Mail am nächsten Tag abschicken … ABER weg war sie.

 

Dann hatte ich an diesem Morgen zufällig den Satz gelesen: Die persönliche Freiheit liegt zwischen Reiz und Reaktion.

Freiheit hört sich gut an. Sogar sehr gut! Aber in diesem Moment fühlte ich mich alles andere als frei.

Ich las weiter: "Die blosse Reaktion auf Reize wird erweitert durch die Möglichkeit, dass ich innehalte."

 

Ich startete einen Selbstversuch:

 

Mein Reiz war - Die Mail wurde nicht abgespeichert!

Meine Reaktion war - So ein Mist! Die Mail ist nicht mehr da. Ich habe so lange daran geschrieben. - Schlechte Laune

 

Wie sollte es jetzt möglich sein, mich da nicht reinzusteigern, mich nicht zu ärgern? Wie sollte es möglich sein, da jetzt innezuhalten?

Naja, indem ich es einfach tat. Ich hielt inne!

 

Ich nehme euch jetzt mit in meine Gedankenwelt:

Welche Möglichkeiten zur Reaktion habe ich?

Stopp und ein bisschen Psychoedukation. Die Reaktion wird von meiner Bewertung geboren.

Also.

Erste Reaktionsmöglichkeit: Ich ärgere mich masslos und gehe zum Kühlschrank, suche was zum Essen.

Das wäre eine folgenreiche Bewertung. Die Kombination Ärger->Kühlschrank gehört zu meinem alten Verhaltensmuster und beschert mir ungewünschtes Hüftgold.

 

Zweite Reaktionsmöglichkeit: Ich Arme, warum passiert so was immer nur mir? Ich bin ein Opfer der Umstände und verkrieche mich im Bett.

Das ist auch eine folgenreiche Bewertung. Dieses Verhaltensmuster bringt mich dazu, dass das Leben an mir vorbeizieht und ich meine Lebensenergie in einen glimmenden Docht fliessen lasse, anstatt dass ich für etwas sinnvolles brenne.

 

Dritte Reaktionsmöglichkeit: Ich verschiebe bewusst das «Mail-schicken» auf den Nachmittag, weil ich bis dahin Termine habe und keine Zeit zum Schreiben.

Das ist eine hilfreiche Bewertung. Den Ärger und den Frust lasse ich nicht gross werden. Ich will selbst fürsorglich und gut mit mir umgehen. Also tief durchatmen und mich nicht stressen lassen. So etwas kann passieren. Das nächste Mal speichere ich meine Mail doppelt ab.

 

Die blosse Reaktion auf Reize wird erweitert durch die Möglichkeit, dass ich innehalte.

 

Dieses Stoppen und Innehalten hatte sich gelohnt und mir eine unentdeckte Freiheit geschenkt. Es ist genial, dass ich und du diese persönliche Freiheit haben, uns zu entscheiden, wie wir auf Reize reagieren. Freiheit geht nicht automatisch. Automatisch reagieren wir (leider) so wie wir es gewohnt sind, ohne frei zu sein. Aber wir haben die persönliche Freiheit innezuhalten und unsere Bewertung zu checken. Folgenreiche - folgenlose - hilfreiche Bewertung?

Mit der Zeit lassen sich so die (nervigen) eingefahrenen Re-aktionen verändern, wenn wir daran arbeiten.

Lohnt sich diese Arbeit?

 

Für mich schon!

 

Herzliche Grüsse aus der persönlichen Freiheit,
Andrea